Interview des Monats

Steib

Prof. Simon Steib
Institut für Sport und Sportwissenschaft (ISSW),
Universität Heidelberg

Interview
zum 47. NAR-Seminar "Bewegung im Alter“"

 

 

 

Interview mit Prof. Simon Steib zum 47. NAR-Seminar „Bewegung im Alter“

 

Körperliche Bewegung ist mittlerweile als Prävention für viele Erkrankungen bekannt. Wieviel muss man sich bewegen, damit es präventiv wirkt?
Grundsätzlich gilt: Jede Bewegung ist besser als keine. Es gibt zunehmend Belege dafür, dass auch kurze körperliche Aktivitäten wie Treppensteigen oder ein kurzer Spaziergang gesundheitsfördernd sein können. Die nationalen Bewegungsempfehlungen für ältere Erwachsene sehen mindestens 150 Minuten moderate Ausdaueraktivität (z.B. Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen) oder 75 Minuten anstrengende Ausdaueraktivität oder eine Kombination davon vor. Zusätzlich werden muskelkräftigende Aktivitäten (z. B. Gartenarbeit) an mindestens zwei Tagen pro Woche und Gleichgewichtsübungen an mindestens drei Tagen pro Woche für Personen mit eingeschränkter Mobilität empfohlen.   

 

Gibt es auch Grenzwerte, ab wann körperliche Bewegung schadet?
Eine klare Obergrenze für Bewegung gibt es nicht. Wie viel und wie intensiv man körperlich aktiv sein kann, hängt stark vom eigenen Aktivitätsniveau und den Bewegungsgewohnheiten ab. Je regelmäßiger ich mich bewege, desto mehr oder intensivere Bewegung kann mein Körper vertragen. Generell empfiehlt es sich jedoch, die Dauer und Intensität der körperlichen Aktivität langsam zu steigern, insbesondere nach längerer Inaktivität.

 

Was müssen ältere Menschen beachten, wenn sie anfangen möchten, Sport zu treiben? Gibt es Sportarten, die für ältere Menschen besser geeignet sind?
Vor Aufnahme einer sportlichen Aktivität ist eine ärztliche Abklärung der körperlichen Belastbarkeit zu empfehlen. Die bereits erwähnte langsame und schrittweise Steigerung der Aktivität sollte ebenfalls beachtet werden. Am besten ist es, zunächst die Dauer und Häufigkeit der Einheiten zu erhöhen. Erst dann sollte die Intensität langsam gesteigert werden.

 

Welchen Einfluss hat die körperliche Bewegung auf unser Wohlbefinden? (z.B. Depression)
Es gibt immer mehr Belege dafür, dass regelmäßige körperliche Aktivität einen positiven Einfluss auf das psychische Wohlbefinden hat. Für die Prävention und Behandlung von Depressionen ist die wissenschaftliche Evidenz inzwischen sehr gut. Auch ein unmittelbar stimmungsaufhellender Effekt von körperlicher Aktivität ist wahrscheinlich. Dies ist zum einen sehr wahrscheinlich auf die körperliche Aktivierung selbst zurückzuführen, zum anderen aber auch auf weitere psychosoziale Effekte, die Bewegung und z.B. das Sporttreiben in der Gruppe mit sich bringen können.

 

Welchen Tipp würden Sie älteren Menschen mit auf den Weg geben, um ihren Alltag aktiver zu gestalten?
Suchen Sie nach Aktivitäten, die sich gut in Ihren Alltag integrieren lassen, und versuchen Sie, Routinen zu entwickeln - das hilft den meisten Menschen, sich regelmäßig zu bewegen. Es muss nicht immer eine lange Sporteinheit oder anstrengende Gymnastik sein, Gartenarbeit, ein Spaziergang oder das Benutzen der Treppe statt des Fahrstuhls - all diese Dinge können zu einem aktiveren Lebensstil beitragen.

 

Kurzbiographie I Prof. Dr. Simon Steib ist seit 2020 Professor am Institut für Sportwissenschaft der Universität Heidelberg und leitet dort den Arbeitsbereich Bewegung, Training und aktives Altern. Zuvor war er am Department für Sportwissenschaft und Sport der Universität Erlangen-Nürnberg und am Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft der Technischen Universität München tätig.  Forschungsaufenthalte führten ihn zudem an die McGill University Montréal und die University of Calgary. Simon Steibs Forschungsschwerpunkte sind alters- und krankheitsbedingte Veränderungen der menschlichen Motorik und des motorischen Lernens sowie die Entwicklung und Evaluation zielgruppenspezifischer Bewegungsinterventionen.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 26.03.2024
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