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Eröffnungskongress Graduiertenkolleg Demenz

Do 18. März 2010, 10 – 18 Uhr, Alte Aula der Universität Heidelberg

 

Kins

 

Prof. Dr. Stefan Kins
Abteilung Humanbiologie und Humangenetik, Technische Universität Kaiserslautern

Molekulare Grundlagen der Alzheimer Krankheit (Videovortrag 23 min.)

 

 

 

Die häufigste Demenz ist die Alzheimer Demenz. In diesem Vortrag sollen die zellulären und molekularen Veränderungen dargestellt werden, die im Verlauf der Alzheimer Krankheit im Gehirn und innerhalb der Nervenzellen auftreten. Dabei werden zentrale Fragen der aktuellen Alzheimer Forschung besprochen: „Wie entstehen die typischen extra- und intrazellulären Proteinablagerungen?“, „Welche Auswirkungen haben diese auf die Funktionsweise der Nervenzellen?“, und „Welche Funktion haben diese Proteine unter „normalen“ Bedingungen?“. Dieser Vortrag soll das neurobiologische Basiswissen vermitteln, um die komplexeren Fragestellungen der folgenden Vorträge besser einordnen zu können.

 

 

Schröder

 

Prof. Dr. Johannes Schröder
Sektion Gerontopsychiatrie, Universitätsklinikum Heidelberg

Neuroimaging in der Demenzforschung (Videovortag 16 min.)

 

 

 

Mit bildgebenden Verfahren, insbesondere den unterschiedlichen Magnetresonanztomographischen Verfahren, können Veränderunegn der Hirnstruktur und -funktion mit hoher Präzision  und weitgehend nebenwirkungsfrei untersucht werden. Schon Anfang der 1990er Jahre beschrieben erste Studien atrophische Verändeurngen von Amygdala und Hippokampus bei beginnender Alzheimer Demenz, ein Befund, der zwischenzeitlich eingang in die klinische Diagnostik fand. Tatsächlich sind erste subtile atrophische Veränderungen schon im Vorfeld der Alzheimer Demenz bei der leichten kognitiven Beeinträchtigung nachweisbar. Diese Veränderungen sind mit den entscheidenden neuropsychologische Defiziten aber auch neurobiologischen Markern korreliert; die dabei beteiligten Mechanismen können mit der funktionellen Magnetresonanztomographie dargestellt werden.

 

 

Froelich



Prof. Dr. Lutz Frölich
Abteilung Gerontopsychiatrie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

Therapie der Alzheimer Krankheit: Evidenzen und Perspektiven (Videovortag 30 min.)

 

 


Eine kausale Therapie mit dem Ziel der Heilung oder Stopp der Progression ist bei Alzheimer Krankheit (AD) derzeit nicht möglich. Trotzdem gibt es wirksame Therapiemassnahmen, die auch dem einzelnen Patienten von Nutzen sind. Die Wirksamkeit von Acetylcholinesterase-hemmern und Memantine wurde für die AD in zahlreichen klinischen Studien belegt und machen diese Substanzen zu Mitteln der ersten Wahl. Sie bewirken eine zeitlich begrenzte Verzögerung der Symptomprogression und manchmal ein befristete Symptombesserung. Eine medikamentöse Therapie der kognitiven Störungen bei AD sollte immer durch nichtmedikamentöse Therapieverfahren ergänzt werden, welche immer die Angehörigen (nahe Pflegepersonen) einbezieht. Falls Verhaltenssymptome vorliegen, werden zu oft Neuroleptika eingesetzt, ohne dass nicht-medikamentöse Therapiestrategienvollständig ausgeschöpft wurden. Viele innovative Therapieansätze werden derzeit erforscht, wobei sehr unterschiedliche Wirkmechanismen verfolgt werden. Die langfristige Versorgung der Demenzenpatienten in der Praxis sollte stadien- und symptom-angepasst erfolgen, wobei der Koordinationsaufwand hierfür erheblich ist. Nur unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten kann das abstrakte Ziel der Optimierung von Lebensqualität für Patienten und pflegenden Angehörigen unter den Belastungen der Erkrankung erreicht werden.

 

 

Sieber

 

Prof. Dr. med. Cornel Sieber
Institut für Biomedizin des Alterns, FAU Erlangen-Nürnberg

Ernährungsprobleme bei Demenzkranken (Videovortag 26 min.) 

 

 

 

„Man ist, solange man isst“ – gerade beim (multimorbiden) Betagten wird die Malnutrition und die damit verbunden zu implementierenden Substitutionstherapien oft zu einem therapeutischen wie auch ethischen Dilemma. Demenzkranke sind davon ganz speziell betroffen. Betagte Menschen wie auch ihre Umgebung wissen immer mehr ob dieser Problematik und es ist deshalb nicht verwunderlich, dass gerade die kritische Auseinandersetzung mit der Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr oft zentraler Inhalt von Patientenverfügungen ist. Unabhängig davon gibt es auch Daten, dass eine Malnutrition ein Risikofaktor für die Demenzentwicklung per se ist. Dies gilt sowohl für die Alzheimer’sche Demenz wie auch für andere Demenzformen (u.A. die vaskulären Demenzen).Malnutrition als Risikofaktor für die Demenzentwicklung sowie Demenz als Risikofaktor für die Entwicklung einer Malnutrition: Diese interpendenten Faktoren – wie auch entsprechende Interventionsmöglichkeiten – werden im Vortrag angesprochen.

 

 

Hauer

 

PD Dr. Klaus Hauer
Bethanien-Krankenhaus, Heidelberg

Effekte körperlichen Trainings bei demenzieller Erkrankung (Videovortag 27 min.) 

 

 

 

Ergebnisse von großen Altersstudien liefern Hinweise auf die positive Wirkung von körperlicher Aktivität auf die körperliche Leistungsfähigkeit, überraschenderweise auch auf  die geistige Leistung und das psychische Wohlbefinden älterer Menschen. Präventive und rehabilitative Ansätze durch körperliches Training sind jedoch bei Patienten mit demenzieller Erkrankung bislang wenig untersucht, obwohl diese Patientengruppe besonders betroffen ist, überdurchschnittliche motorische und geistige Leistungseinbußen aufweist und zudem überdurchschnittlich oft psychische Probleme auftreten.

Ergebnisse einer großen Trainingsstudie am Bethanien-Krankenhaus zeigen vielversprechende und vielseitige Wirkungen eines intensiven körperlichen Trainings bei Patienten mit beginnender bis mittelgradiger Demenz. Langfristiges Ziel ist die Entwicklung eines Trainingansatzes, der speziell auf die besonderen Anforderungen demenziell Erkrankter eingeht,  gezielt verbliebene Leistungen erhält oder sogar wieder erfolgreich aufbaut und die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen verbessert.

 

 

Wahl

 

Prof. Dr. Hans-Werner Wahl
Abteilung für Psychologische Alternsforschung, Universität Heidelberg

Demenz und Technik: Potenziale und Grenzen (Videovortag 26 min.) 

 

 

 

In den letzten Jahren sind in deutlicher Weise neue Trends in der Sichtweise und im Umgang mit demenziellen Erkrankungen zu beobachten. Auf der einen Seite hat der Aspekt der Lebensqualität und die Suche nach neuen Verstehensdimensionen jenseits einer primär krankheits-, symptom- und funktionsbezogenen Betrachtung an Bedeutung gewonnen. Auf der anderen Seite wurden zunehmend Arbeiten zur Rolle von Technik bei Demenz vorgelegt. Beide Trends werden bisweilen als widerstrebend betrachtet, d.h. der "warmen" Lebensqualitätsarbeit und dem Streben nach einem tieferen Verstehen von an Demenz erkrankten Menschen wird die "kalte" Technikanwendung gegenübergestellt. Dieser Beitrag geht von diesen Sichtweisen aus und argumentiert, dass es sich hier um durchaus vereinbare, ja synergiereiche Positionen handelt. Es werden hierzu neueste Befunde einschließlich eigener Forschungsarbeiten dargelegt.

Im zweiten Teil des Vortrags sollen "kontrollierte Visionen" der Potenziale (und Grenzen) von Technologie im Zusammenhang mit demenziellen Erkrankungen entwickelt werden. Ferner wird nach Implikationen für die Aus- und Weiterbildung gefragt, wobei Professionelle, Entwickler und Industrie, Angehörige und die Älteren selbst gleichermaßen angesprochen werden müssen. Abschließend wird herausgearbeitet, inwiefern im Rahmen des Promotionskollegs Demenz der Robert-Bosch-Stiftung zu der Thematik ein bedeutsamer Beitrag geleistet werden kann.
 

 

Tippelt

 

Prof. Dr. Rudolf Tippelt
Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung,LMU München

Lernen im höheren Erwachsenenalter - Ergebnisse und Perspektiven der Bildungsforschung (Videovortag 32 min.) 

 

 

 

Die Plastizität kognitiver Entwicklung und die bis ins hohe Alter bestehende Lernfähigkeit sind zentraler Ausgangspunkt bildungswissenschaftlicher Forschungen zum Lernen im Alter. Auf Basis eines empirischen Forschungsprojekts werden Bildungsverhalten, -interessen und -barrieren älterer Erwachsener und insbesondere der 75 bis 80-Jährigen dargestellt. Dabei sind neben organisierten Bildungsangeboten auch informelle Bildungsaktivitäten in den Blick zu nehmen, wie sie gerade für Hochbetagte eine wichtige Rolle spielen. Bildung wird insgesamt als Beitrag zu einem aktiven Altern verstanden und auf die Bedeutung von Bildungsprozessen für den Erhalt kognitiver Leistungsfähigkeit und gesundheitlichen Wohlbefindens wird verwiesen. Dennoch zeigt sich auch für die Hochbetagten ein markanter Einfluss früher Bildungserfahrungen (insbesondere Schule), vorangegangener Lebensphasen und aktueller Lebensumstände auf die Offenheit und Bereitschaft an Bildungsangeboten zu partizipieren. Auf die sich aus den genannten Faktoren ebenfalls ergebende Heterogenität der Erwartungen Älterer (nach Bildung, Geschlecht, Altersbild und früherem Erwerbsstatus) an Bildungsangebote ergeben sich besondere Herausforderungen für die Erwachsenenbildung.

 

 

Behrens

 

Prof. Dr. Johann Behrens
Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Universität Halle-Wittenberg

Autonome Teilhabe als Ziel von Pflege und Therapie (Videovortag 24 min.) 

 

 

 

 

Autonomie wird zu häufig mit Autarkie verwechselt, Selbstbestimmung und elbstverantwortung zu häufig mit Unabhängigkeit und Selbständigkeit. Dabei ist Selbständigkeit nur ein – und ein weder in der Kindheit noch im höchsten Alter, noch in Krankheit und genaugenommen auch nicht in den Jahren dazwischen hinreichend vorhandenes – Mittel zur Autonomie, keineswegs die Autonomie selber. Das Ziel ist Autonomie bei wachsender Abhängigkeit und Vulnerabilität. Menschen, die unter fortgeschrittenen Demenzen leiden, können sich sprachlich oft nicht mehr gut verständlich machen und Missverständnisse nicht mehr gut berichtigen, aber sie hören nicht auf, zu wollen und unter mangelnder Autonomie zu leiden. Aufbauend auf den pflege- und kommunikationswissenschaftlichen Vorarbeiten des Institutes (Katharina Sadowski, Gudrun Roling, Stephanie Hanns, Melanie Beyrodt, Marcus Waselewski, Markus Zimmermann, Matthias Hoben) zum interaktionsbezogenen, leiblichen Ausdrucksverstehen von Personen mit Demenz und zu arbeitsteiligen Pflegeprozessen (Juliet Corbin / Anselm Strauss) wird es darum gehen, zukünftig nicht nur diese Kenntnisse evidencebasierter, verstehender Pflege zu erweitern, sondern auch zu begreifen, warum sie so schwer in die Praxis Eingang finden. Implementionsforschung ist ein entscheidender Teil von Interventionsforschung. Denn alltäglich haben Mitglieder der Pflegeprofession, die Personen mit Demenz pflegen, sich ambulant oder stationär mit mindestens fünf Gruppen in Beziehung zu setzen: den Personen mit Demenz, ihren Familienangehörigen, bezahlten Helferinnen, den Trägerorganisationen und – nicht immer, aber zunehmend - ‚Ehrenamtlichen’ bzw. ‚bürgerschaftlich Engagierten’. Diese fünffache systemische Beziehungsarbeit stellt hohe empathische, organisationsstrategische, fachliche und didaktische Anforderungen an Fachpflegende, die schnell zu Überforderungsgefühlen führen können und so das sensible Beziehungsgleichgewicht stören, wie die Voruntersuchungen in Halle zeigen. Daran scheitern mögliche Arbeitsbündnisse nicht nur zu Hause, sondern auch im Heim.

 

 

Remmers

 

Prof. Dr. Hartmut Remmers
Fachbereich Humanwissenschaften/Pflegewissenschaften, Universität Osnabrück

Der demenzkranke Mensch als Palliativpatient – pflegewissenschaftliche Perspektiven (Videovortag 27 min.) 

 

 

 

Einer strengen Auslegung der einschlägigen WHO-Leitdefinition zufolge kann auch der Demenz-Patient von einem bestimmten, nicht erst terminalen Krankheitsstadium an, wenn möglicherweise eine maligne Tumorerkrankung hinzu tritt, als Palliativpatient klassifiziert werden. Ein naturgemäß großes Problem der Betreuung und Versorgung dieses Patientenkreises besteht in einem das Schmerzerleben präzise erfassenden Assessment als Basis einer guten, kompetenten Schmerzbehandlung. Bekanntlich können Menschen mit fortgeschrittener Demenz aber auf Grund eines veränderten Körpererlebens Schmerzen nur sehr eingeschränkt oder gar nicht mehr lokalisieren. Hinzu kommt, dass auch die Kommunizierbarkeit subjektiver Leidensphänomene nicht nur von Schmerz, sondern auch von Angst und seelischer Not bei erheblich vermindertem bzw. völlig verloren gegangenem sprachlichen Mitteilungsvermögen dieser Patienten auf die Sphäre eines unmittelbar leiblichen Ausdrucksverhaltens konzentriert ist. Es kommt deshalb dem auf genau diese Sphäre bezogenen leiblichen Erfahrungs- und Deutungswissen professioneller Helfer eine sehr gewichtige Funktion in Gestalt eines sinnlich differenzierten Wahrnehmungs- und Urteilsvermögens zu. Vor diesem Aufgaben- und Qualifikationshintergrund ist bei der Entwicklung pflegewissenschaftlicher Betreuungs- und Versorgungskonzepte demenzkranker Menschen auch im palliativen Bereich von der grundlegenden empirischen Einsicht auszugehen, dass die Fähigkeit zum Erleben und zum Ausdruck vielfältiger Emotionen eine zentrale Ressource dieses Personenkreises auch noch im fortgeschrittenen Stadium ihrer Erkrankung darstellt.

 

 

Kruse

 

Prof. Dr. Andreas Kruse
Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg

Förderung der Selbstaktualisierung bei Demenz als Aufgabe der Interventionsgerontologie (Videovortag 31 min.) 

 

 

 

Dem Vortrag liegt ein Menschenbild zugrunde, das von sehr unterschiedlichen Qualitäten der Person ausgeht. In einer ersten Annäherung ist zu unterscheiden zwischen kognitiven, emotionalen, empfindungsbezogenen, sozialkommunikativen und alltagspraktischen Qualitäten. Jede dieser Qualitäten bildet die Grundlage für den Prozess der Selbstaktualisierung, der verstanden wird als die dem Psychischen innewohnende Tendenz, sich auszudrücken, sich mitzuteilen, sich zu differenzieren. Es wird angenommen, dass diese Tendenz zur Selbstaktualisierung besteht, solange Psychisches existiert. Somit ist unserer Annahme zufolge auch bei demenzkranken Menschen von der Möglichkeit der Selbstaktualisierung auszugehen. Der Vortrag geht auf die theoretischen Grundlagen des Konstrukts ein und berichtet Befunde aus mehreren empirischen Untersuchungen, die auf die Tendenz zur Selbstaktualisierung deuten; dabei wird deutlich, dass ein kognitivistisches Menschenbild, welches primär oder sogar ausschließlich die kognitiven Qualitäten einer Person betont, gerade bei der Begleitung demenzkranker Menschen seine Grenzen offenbart.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 14.06.2018
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