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Netzwerk AlternsfoRschung
Network Aging Research
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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Partner

Netzwerk AlternsfoRschung
Das Netzwerk AlternsfoRschung (NAR) untersucht interdisziplinär die verschiedenen Aspekte
des Alterns und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über neueste Ergebnisse aus der Alternsforschung zu informieren. Dies geschieht zum einen über das öffentliche NAR-Seminar, in dem Wissenschaftler ihr Forschungsgebiet allgemein verständlich darstellen, zum anderen durch diesen Newsletter.

NAR-Newsletter 2009 / 03

Übersicht

Im Fokus: "Kunst und Aktivität
bis ins hohe Alter"

Künstlerische Schaffenskraft ist nicht vom Alter abhängig. Entgegen der weitläufigen Meinung nimmt die Leistungsfähigkeit im Alter nicht per se ab. Vielmehr gibt es zahlreiche Bereiche, in denen sich bis ins hohe Alter erstaunliche Leistungen erbringen lassen.

Kunst im höheren Lebensalter
Beispiele für herausragende Werke alter Künstler gibt es viele. Voltaire war noch mit weit über 70 Jahren schriftstellerisch aktiv. Auch im Bereich der Musik endet die Entwicklungsfähigkeit nicht im jungen Erwachsenenalter. Johann Sebastian Bach arbeitete bis zu seinem Tod im höheren Alter als Kantor, Musikdirektor und Komponist.
Weitere berühmte Alterswerke entstanden unter anderem in der Malerei oder der Dichtkunst. Pablo Picasso malte bis ins hohe Alter von über 90 Jahren und Johann Wolfgang von Goethe schrieb seine Marienbader Elegien immerhin erst mit 74 Jahren. Jenseits dieser Erfolge von Ausnahmekünstlern sind künstlerische Aktivitäten auch für ganz normale ältere Menschen bedeutsam. Davon zeugen nicht zuletzt die unzähligen Angebote von Volkshochschulen, Seniorenzentren oder anderen Bildungseinrichtungen für Ältere. Die Aktivitäten können neben dem rein künstlerischen Aspekt einen wichtigen Beitrag für die Verbesserung der Lebensqualität leisten, wie es beispielsweise im Bereich der Musik bekannt ist. Ein weiterer oftmals wenig beachteter Bereich betrifft darüber hinaus jene (älteren) Menschen, die trotz einschneidender Beeinträchtigungen, wie durch psychische Erkrankungen, künstlerisch tätig sind.

Aktivität im höheren Lebensalter
Genauso wie die künstlerische Leistungsfähigkeit geht auch die körperliche Leistungsfähigkeit im Alter nicht zwangsläufig verloren. Sicherlich lassen sich nicht mehr die gleichen Leistungen wie die jüngerer Menschen erbringen, der Erhalt von Aktivität und damit auch Selbständigkeit im Alter ist jedoch möglich. Zudem zeigen zahlreiche Wettbewerbe und Meisterschaften für Senioren, dass der Sport und der dazugehörige Wettkampf nicht nur den Jugend- und Leistungssportlern vorbehalten sind. An diesen Veranstaltungen messen sich die Senioren in ihren jeweiligen Altersklassen. Auch auf internationaler Ebene finden sowohl Europa- als auch Weltmeisterschaften statt.
Die Teilnehmerzahl bei solchen Wettkämpfen steigt beträchtlich. Auch die Leistungen der Senioren können sich durchaus sehen lassen. Bei den Europameisterschaften im Jahr 2007 in Regensburg ließ der Deutsche Edmund Sepp in der Alterklasse M75 (75 Jahre und älter) die gesamte Halbmarathonkonkurrenz hinter sich. Seine Zielzeit über die 21,1km betrug 1:39:40h, was selbst für jüngere Hobbyläufer eine beträchtliche Zeit darstellt.
Sportliche Leistungen sind also nicht allein das Privileg der Jugend. Bei ausreichender sportlicher und zielgerichteter Betätigung und gesunder Lebensweise sind auch im Seniorenalter noch Leistungssteigerungen bis hin zur Teilnahme an Wettbewerben möglich.

Einen Überblick zum Zusammenspiel von körperlicher Aktivität und geistiger Mobilität bietet der folgende Artikel:

Ein weiterer Artikel beschreibt den Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und kognitiver sowie psychischer Gesundheit.
Hollmann und Strüder befassen sich mit den Auswirkungen körperlicher Aktivität auf das Gehirn. Dabei wird dargestellt, wie sich die Rolle des Gehirns und der Psyche durch altersbedingte Veränderungen anpasst.
NAR-Seminar "Kunst und Aktivität
bis ins hohe Alter"

Donnerstag, 09. Juli 2009
17-19 Uhr, Neue Universität, Hörsaal 10, Heidelberg

Die Leistungsfähigkeit gesunder älterer Menschen ist im Bereich von Kunst und Sport und sicherlich auch in vielen weiteren Bereichen nachweislich hoch. Wie aber wirkt sich der Einfluss pathologischer Veränderungen auf die Schaffenskraft Älterer aus? Sind beispielsweise ältere Menschen auch bei psychischen Erkrankungen noch zu künstlerischen Leistungen fähig? Können und dürfen an Demenz Erkrankte noch Sport betreiben? Diese und viele weiter Fragen werden zwei Experten aus dem Bereich der Kunst und der Sportmedizin in einer öffentlichen Veranstaltung des Netzwerk AlternsfoRschung (NAR) beantworten.

Dr. Thomas Röske ist Leiter des Museums Sammlung Prinzhorn. Er wird einen Einblick in die Schaffenskraft „psychiatrieerfahrener Menschen“ geben. Im Zentrum seines Vortrages stehen Leben und Werk von Gudrun Bierski. Gudrun Bierski starb 2006 im Alter von 80 Jahren in Frankfurt. Am Beispiel Gudrun Bierskis lässt sich zeigen, wie man auch bis ins hohe Alter trotz, oder auch gerade wegen psychischer Beeinträchtigungen in bedeutender Weise künstlerisch tätig sein kann. Gudrun Bierski steht dabei stellvertretend für eine Vielzahl bedeutender Künstler, die wegen ihres Andersseins oft wenig beachtet wurden. 

Prof. Wildor Hollman von der Deutschen Sporthochschule Köln erforscht seit mehr als 50 Jahren das Zusammenspiel von körperlicher Bewegung und Gesundheit im Alter. Er wird über die Zusammenhänge von Altern, Gehirn, Demenz und körperlicher Aktivität berichten.

Dr. Thomas Röske
Sammlung Prinzhorn, Psychiatrische Universitätsklinik, Universitätsklinikum Heidelberg
Thomas Röske

Ein Leben mit Kunst bis ins hohe Alter – Ein Beispiel aus der Sammlung Prinzhorn

Homepage

Der Vortrag stellt das reiche und eigenwillige Werk der Künstlerin Gudrun Bierski (Mährisch-Ostrau 1925 - 2006 Frankfurt) vor, einer der herausragenden Neuzugänge der Sammlung Prinzhorn. Bierski lebte nach Studium in Wien und Karlsruhe seit 1955 in Frankfurt am Main, wo sie als technische Zeichnerin arbeitete. 1969 zwang sie eine nervliche Krise in die Unselbständigkeit. Bei Eltern und Schwestern widmete sie sich mehr denn je ihrer Kunst.

Neben Gemälden, für die sie Pappmaché-Rahmen fertigte, entstanden Teppiche, deren Vielfarbigkeit selbst erdachten Codes folgt. Bierski wurde exzentrisch, trug winters wie sommers nur noch Selbstgestricktes und badete einmal bekleidet im Main. Da Ende der 90er ihre Wohnung zuwucherte und die Amtsärztin „Schizophrenie“ diagnostizierte, wurde eine Betreuerin eingesetzt. In den letzten Jahren notierte Bierski Substantive und Reihen einfacher Zahlen in Kladden und Heften. Auch in Romane schrieb sie Wörter, oder sie überarbeitete jeweils eine Seite mit Schraffen. Erst nach ihrem Tod entdeckten die Erben den großen Umfang des Œuvres. Noch im selben Jahr schenkten sie den überwiegenden Teil der Heidelberger Sammlung.

Interview des Monats
Zur Einstimmung finden Sie hier ein ausführliches Interview des NAR mit Dr. Röske vom Mai 2009.
Prof. Dr. Wildor Hollmann
Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
Peter Nawroth

Altern, Gehirn, Demenz und körperliche Aktivität

Homepage

Den Fortschritten von Medizin und Hygiene ist es in den letzten eineinhalb Jahrhunderten gelungen, die mittlere Lebenserwartung des Menschen drastisch zu erhöhen. Die physiologische Alterung des Gehirns wird zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr deutlich durch Abnahme des Hirnvolumens. Es verringert sich zwischen 80. und 90. Lebensjahr um etwa 6%. Diesen physiologischen Veränderungen kann in hohem Maße vornehmlich durch körperliche Bewegung, ferner durch geistige Aktivität entgegengewirkt werden. Wirkungen körperlicher Bewegung sind u.a.: Neubildung von Blutgefäßen im Gehirn, Vermehrung von Nervenzellverbindungen, Neubildung von Nervenzellen.

Mit zunehmendem Alter wächst prozentual die Wahrscheinlichkeit einer Demenz. In Deutschland leiden mehr als 1 Million Menschen an mittelschwer bis schwer ausgeprägten Erkrankungen vom Typ der Demenz. Wegen des demographischen Faktors wird sich die Zahl der Demenzen in Zukunft wesentlich erhöhen. Die genauen Ursachen der Hirnleistungsstörungen sind noch unbekannt. Es gibt jedoch Risikofaktoren, welche die Erkrankung begünstigen. Das sind vornehmlich Bewegungsmangel, genetische Faktoren, soziales Umfeld sowie weitere Lebensstilfaktoren. Körperliche Aktivität wie z.B. ein täglich 30- bis 60-minütiger Spaziergang wirkt der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Demenzen entgegen und verlangsamt bei vorhandener Demenz den Fortschritt des Prozesses.

Zur Person
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wildor Hollmann gilt als der Vordenker der heutigen Sportmedizin. Seit knapp 60 Jahren widmet er sich mit Leib und Seele sportmedizinischen Fragestellungen. Im Jahre 1949 begann Prof. Hollmann mit der experimentellen Forschung. Er promovierte 1954 über die Spiroergometrie (Diagnostik mitttels Fahrradergometer), die in den folgenden Jahren zunehmend als klinisches Routineuntersuchungsgerät eingesetzt wurde. Nach seiner Habilitation 1961 erhielt er 1965 den Ruf auf einen Lehrstuhl für Kardiologie und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule in Köln, dem er ein Jahr darauf folgte. Hollmann gründete 1958 das Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Sporthochschule Köln und behielt dessen Leitung bis 1990.

Die Sportmedizin verdankt Prof. Hollmann die Einführung der fahrrad-ergometrischen Spiroergometrie mit paralleler Blutdruckmessung ebenso wie die "aerob-anaerobe Schwelle" - das meiste benutzte Kriterium der Leistungsdiagnostik. Seiner Forschungstätigkeit zeigt sich in mehreren hundert Publikationen sowie der Betreuung von ca. 190 Doktorarbeiten. Darüber hinaus war er für eine große Zahl nationaler und internationaler Fachzeitschriften und -verbände tätig. Für seine Verdienste als Wissenschaftler wurde Prof. Hollmann mit zahlreichen Forschungsauszeichnungen im In- und Ausland geehrt. Nach seiner Emeritierung 1990 bleibt Hollmann bis heute der Forschung und Lehre treu. Seine Hauptinteressen liegen im Zusammenspiel von Gehirn, Psyche und körperlicher Aktivität.

Interview
Zur Einstimmung finden Sie hier ein aktuelles Interview des NAR mit Prof. Dr. Hollmann.
Termine
Donnerstag, 10. September 2009
17-19 Uhr, Neue Universität, Hörsaal 10, Universitätsplatz, Grabengasse3, Heidelberg

NAR Seminar: Sexualität und Partnerschaft

  • Neue Chancen und Herausforderungen für Paare im Alter
    Dr. Marina Schmitt (Institut für Gerontologie an der TU Dortmund)
  • "Dann komm ich noch mal ins Bett ..." Zur Sexualität älterer Paare aus der Perspektive einer Paartherapeutin
    Prof. Dr. Astrid Riehl-Emde (Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie, Universitätsklinikum Heidelberg)
  • Sexualität ab 60 - ein Tabu?
    Prof. Dr. André Reitz (Abteilung für Neuro-Urologie, Neurologisches Rehabilitationszentrum Godeshöhe Klinik und Poliklinik der Urologie, Universitätsklinikum Bonn)

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