Pharmazie

Kurzlebenslauf

Hoppe G
Dr. Liesa Katharina Hoppe, Apothekerin
Netzwerk AlternsfoRschung

Bergheimer Straße 20
69115 Heidelberg

Tel: +49 (0)6221 54 8143
hoppe(at)nar.uni-heidelberg.de

Fellow: PD Dr. Ben Schöttker

 

Das Risiko von Serum-Kalium-Spiegeln außerhalb des Normbereichs für kardiovaskuläre Ereignisse – mit einem besonderen Fokus auf Arzneimittel, die die Kaliumausscheidung beeinflussen (Zusammenfassung der Doktorarbeit)

Diese Dissertation beinhaltet die erste systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse von Beobachtungsstudien über den Zusammenhang von abnormalen Kaliumwerten (< 3,5 oder > 5,1 mmol/L) und kardiovaskulären Ereignissen in spezifischen Bevölkerungsgruppen. Dazu wurden die medizinischen Datenbanken Medline und Web of Science systematisch durchsucht. Die Recherche deckte den Zeitraum bis einschließlich 24. November 2017 ab. Die Zusammenfassung von 24 relevanten Studien wurde mittels Meta-Analysen nach dem Random-Effects-Modell durchgeführt und enthält die Daten von 310.825 Teilnehmern.

In der älteren Allgemeinbevölkerung waren niedrige Kaliumwerte mit einem 1,6-fach erhöhten Risiko für supraventrikuläre Arrhythmien assoziiert (Risikoverhältnis [95%-Konfidenzintervall]: 1,62 [1,02-2,55]). Im Gegensatz dazu gingen hohe Kaliumwerte mit einer erhöhten kardiovaskulären Mortalität einher (1,38 [1,14-1,66]). Bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt war das Risiko von ventrikulären Arrhythmien bei hohen Kaliumwerten erhöht (2,33 [1,60-3,38]). Ein U-förmiger Zusammenhang zeigte sich sowohl für kardiovaskuläre Ereignisse bei hypertensiven Patienten (2,6-fach erhöhtes Risiko bei Hypokaliämie und 1,7-fach erhöhtes Risiko bei Hyperkaliämie) als auch für kardiovaskuläre Mortalität bei Dialysepatienten (1,1-fach erhöhtes Ri-siko bei Hypokaliämie und 1,4-fach erhöhtes Risiko bei Hyperkaliämie) ebenso wie bei Patienten mit Herzinsuffizienz (nicht statistisch signifikant). Darüber hinaus erhöhte eine Hyperkaliämie das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei Dialysepatienten (1,12 [1,03-1,23]) sowie bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (1,34 [1,06-1,71]).

Aufgrund fehlender Studien sowie einer Vielzahl an untersuchten Endpunkten und Studienpopulationen konnten maximal sechs Studien pro Meta-Analyse zusammengefasst werden. Die Studien unterschieden sich zudem teilweise bezüglich der statistischen Auswertung, der Ergebnispräsentation sowie der verwendeten Grenzwerte für Serumkalium. Die Verwendung expliziter Ein- und Ausschlusskriterien ermöglichte jedoch, dass die in Meta-Analysen zusammengefassten Studien weitestgehend vergleichbar waren und mit den Grenzwerten der American Heart Association (Referenzbereich: 3,5 bis 5,1 mmol/L) übereinstimmten. Angesichts der Unterschiede in der Variablenadjustierung erscheint ein Keyset von Kovariablen sinnvoll, welches in zukünftigen Studien verwendet werden sollte: Alter, Geschlecht, Body-Maß-Index oder andere Gewichtsmessungen, Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenerkrankungen.

Abschließend deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass einige Populationen, insbesondere Patienten mit Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz, von engmaschigeren Kontrollen des Kaliumwertes und nachfolgenden Interventionen, wie beispielsweise der Wechsel oder das Absetzen kaliumbeeinflussender Medikamente, profitieren könnten, um Normalwerte wiederherzustellen und Herz-Kreislauf-Ereignisse zu verhindern.

Im Weiteren behandelte diese Dissertation die Assoziationen von Diuretika im Allgemeinen, von nicht-kaliumsparenden Diuretika im Spezifischen und von Abführmitteln mit kardiovaskulärer Mortalität. Die Analysen wurden zwecks Herstellung eines vergleichbaren kardiovaskulären Grundrisikos bei Patienten mit antihypertensiver Therapie beschränkt.

Die Wirkstoffklassen wurden zunächst einzeln und dann gemeinsam in zwei großen Kohortenstudien analysiert, um mögliche Interaktionen zu erkennen. Während die deutsche ESTHER-Studie als Ableitungskohorte zur Generierung von Hypothesen fungierte, diente die UK Biobank zur Validierung der Ergebnisse. Die Ergebnisse beider Studien wurden anschließend in einer individuel-len Patientendaten-Meta-Analyse nach dem Random-Effects-Model zusammengefasst.

Die Analysen umfassten 4.253 ESTHER-Teilnehmer im Alter von 50 bis 75 Jahren und 105.359 Teilnehmer im Alter von 50 bis 69 Jahren aus der UK Biobank. Innerhalb einer Nachbeobachtungszeit von 14 Jahren wurden in der ESTHER-Studie 476 kardiovaskuläre Todesfälle beobachtet und innerhalb von 7 Jahren 1.616 kardiovaskuläre Todesfälle in der UK Biobank. Im Vergleich zu Nichtanwendern war die kardiovaskuläre Mortalität bei Anwendern von Diuretika im Allgemeinen 1,6-fach (1,57 [1,29-1,90]), bei Anwendern nicht-kaliumsparender Diuretika im Spezifischen 1,4-fach (1,39 [1,26-1,53]) und bei Anwendern von Abführmitteln nicht statistisch signifikant (1,13 [0,94-1,36]) erhöht. Die gleichzeitige Verwendung von nicht-kaliumsparenden Diuretika und Abführmitteln zeigte eine 2-fach erhöhte kardiovaskuläre Mortalität (2,05 [1,55-2,71]) im Vergleich zu Nichtanwendern beider Substanzgruppen. Ein Interaktionstest verfehlte jedoch knapp ein statistisch signifikantes Ergebnis (p=0,075).

Die Limitationen dieser Analysen beinhalten das Prevalent-User-Design in Bezug auf Anwender von Abführmitteln, fehlende wiederholte Arzneimittelabfragen sowie ein begrenztes Maß zur Adjustierung für wichtige Kovariablen, wie beispielsweise den Schweregrad der Herzinsuffizienz sowie der koronaren Herzkrankheit.

Insgesamt legen diese Ergebnisse dennoch den Schluss nahe, dass eine Arzneimittelinteraktion zwischen nicht-kaliumsparenden Diuretika und Abführmitteln plausibel erscheint. Deshalb ist Ärzten unbedingt zu empfehlen, die zusätzliche Einnahme von Abführmitteln bei ihren Patienten stets zu erfragen und bei gleichzeitiger Anwendung mit nicht-kaliumsparenden Diuretika eine engmaschigere Überwachung der Kaliumwerte (beispielsweise alle 3 Monate) vorzunehmen.

 

Publikationen

  • Hoppe L, Muhlack DC, König W, Brenner H, Schöttker B. The associations of diuretics and laxatives use with cardiovascular mortality. An individual patient data meta-analysis of two large cohort studies.Cardiovasc Drugs Ther. 2019;33(5):567-79.
  • Hoppe L, Muhlack DC, Koenig W, Carr PR, Brenner H, Schöttker B. Association of abnormal serum potassium levels with arrhythmias and cardiovascular mortality: a systematic review and meta-analysis of observational studies. Cardiovasc Drugs Ther. 2018;32(2):197-212.

 

Kurzlebenslauf

2009-2014 Studium der Pharmazie an der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg
11/2014-04/2015    Pharmaziepraktikantin in der Löwen-Apotheke, Freiburg
05/2015-10/2015 Pharmaziepraktikantin in der Klinik für Klinische Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsspital Zürich, Zürich (CH)
12/2015 Approbation zur Apothekerin
02/2016-01/2019 Doktorandin am Netzwerk Alternsforschung (NAR), Universität Heidelberg

 

 

 

 

 

 

 

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Letzte Änderung: 21.09.2021
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