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Netzwerk AlternsfoRschung
Network Aging Research
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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Partner

Netzwerk AlternsfoRschung
Das Netzwerk AlternsfoRschung (NAR) untersucht interdisziplinär die verschiedenen Aspekte
des Alterns und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über neueste Ergebnisse aus der Alternsforschung zu informieren. Dies geschieht zum einen über das öffentliche NAR-Seminar, in dem Wissenschaftler ihr Forschungsgebiet allgemein verständlich darstellen, zum anderen durch diesen Newsletter.

NAR-Newsletter 2009 / 02

Übersicht

Im Fokus: Metabolisches Syndrom

Metabolisches Syndrom – Eine Wohlstandskrankheit mit Risiken
Mit steigendem Wohlstand und zunehmendem Alter wächst auch die Bequemlichkeit der meisten Menschen. Sie essen mehr und bewegen sich weniger. Die überschüssigen Kalorien werden als Bauchfett für "schlechte Zeiten" gespeichert, die aber nicht mehr kommen. Der Bauchumfang nimmt zu, und mit ihm die Gefahr. Denn dieses Bauchfett hat verheerende Folgen für den Stoffwechsel. Schlanke Menschen haben nur direkt nach dem Essen ein Überangebot an Nährstoffen im Blut. Das Überangebot wird rasch abgebaut. Bei Übergewichtigen sorgen die großen Fettspeicher des Bauchfetts für ein ständiges Überangebot an Fetten im Blut. Das ständig erhöhte Angebot an Fett lässt mit der Zeit andere Gewebe verfetten, wie z.B. die Muskeln. Die Muskelzellen verändern daraufhin ihren Stoffwechsel: Um das Nährstoffüberangebot zu bewältigen, werden sie zunehmend unempfindlicher gegen Insulin.
Insulin ist ein Hormon, das das Zuckermolekül Glukose aus dem Blut in die Zellen einschleust. Sind die Zellen unempfindlicher gegen Insulin muss der Körper immer mehr Insulin produzieren um alle Zellen ausreichend mit Energie zu versorgen. Blutzucker und Blutdruck steigen durch diese Fehlregulation ebenfalls an. Wird dieser Prozess nicht unterbrochen, entwickelt sich nach einigen Jahren das typische Bild des Metabolischen Syndroms: Übergewicht, ein gestörter Fettstoffwechsel mit zuviel Cholesterin, erhöhte Blutzuckerwerte und Bluthochdruck (Hanefeld et al., 2007).

Gefährliches Bauchfett
Auch normalgewichtige Menschen können zur Risikogruppe gehören (Goodpaster et al., 2005). Das Körpergewicht allein ist noch nicht aussagekräftig, um das Risiko für Diabetes oder Herzkreislaufkrankheiten einzuschätzen. Es kommt auch auf die Verteilung des Fetts an. Fett im Bauchraum ist gefährlicher als das direkt unter der Haut liegende Fett. (Pou et al. 2009). Vermutlich haben die Fettzellen je nach dem, wo sie im Körper vorkommen unterschiedliche Eigenschaften. Das Bauchfett setzt Fettsäuren und Hormone frei, Stoffe, die aus dem Bauchraum über die Pfortader unverdünnt in die Leber gelangen können und dort ihren negativen Einfluss ausüben (Klöting et al., 2007). Lässt sich das Metabolische Syndrom durch Fettabsaugen bekämpfen? Die Symptome der Stoffwechselkrankheit lassen sich nur durch das Entfernen des in der Bauchhöhle liegenden Bauchfetts lindern. Saugt man das direkt unter der Haut liegenden Fett ab, hat das kaum einen Effekt auf das Metabolischen Syndrom (Klöting et al., 2007).

Adipokine: Mögliches Bindeglied zwischen Fettleibigkeit und Diabetes
Wieso führt Übergewicht zur Zuckerkrankheit (Diabetes Typ 2)? Könnten Adipokine das Bindeglied zwischen Übergewicht und Zuckerkrankheit (Diabetes Typ 2) sein. Bei Übergewicht, bzw. bei übermäßigem Bauchfett nehmen Zahl und Größe der Fettzellen zu, dadurch steigt die  Menge der ins Blut abgegebenen Adipokine. Adipokine sind hormonartige Substanzen die von den Fettzellen ausgeschüttet werden. Die Adipokine beeinflussen den Energiestoffwechsel und die Insulinempfindlichkeit des Körpers. Als Vermittler zwischen Übergewicht und Diabetes stellen sie auch einen möglichen Angriffspunkt für Medikamente dar (Fasshauer et al., 2004).

Verkalkte Gefäße durch vorzeitig alternde Blutzellen
Normalerweise heilen im Blut zirkulierende sogenannte „Endotheliale Vorläuferzellen“ kleine Verletzungen in den Blutgefäßwänden. Sie halten die Blutgefäße dadurch frei und elastisch und verhindern Verkalkungen. Bei Patienten mit Metabolischen Syndrom altern diese Vorläuferzellen schneller als bei Gesunden. Die Vorläuferzellen zeigen typische Anzeichen von zellulärem Alter: verkürzte Telomere. Telomere schützen die Enden der Chromosomen und sind für die Zellteilung wichtig. Verkürzen sich die Telomere der Zellen, z.B. durch oxidativen Stress, vermehren sich die Zellen schlechter und sterben früher. Die endothelialen Vorläuferzellen können nicht mehr ihre Aufgabe erfüllen, und das Herzinfarktrisko steigt an (Satoh et al., 2007).

Risiken und Nebenwirkungen: Limonade gefährdet Ihre Gesundheit
Wer mehr als eine Limonade am Tag trinkt, hat ein höheres Risiko für Übergewicht, Diabetes, und Bluthochdruck. Selbst zuckerfreie Diät-Getränke wie z.B. Cola-Light erhöhen die Gefahr am Metabolischen Syndrom zu erkranken (Dhingra et al., 2007).
Dass Limonaden bei Kindern und Jugendlichen zu Übergewicht führen, ist schon seit längerem bekannt. Nun untersuchten Forscher der University School of Medicine in Boston den Zusammenhang zwischen Limonaden und dem Auftreten des Metabolischen Syndroms bei Menschen mittleren Alters. Personen, die mehr als eine Limonade pro Tag trinken haben ein um 44 Prozent erhöhtes Risiko, ein Metabolisches Syndrom zu entwickeln im Vergleich zu Menschen, die weniger Limonaden trinken.
Eine Limonade besteht oft aus über 50 Prozent Zucker. Könnte der Zucker verantwortlich für den gesundheits-gefährdenden Effekt von Limonaden haben? Dagegen spricht, dass auch zuckerfreie Limonaden, wie Cola-Light, den gleichen negativen Effekt auf die Gesundheit haben. Eine mögliche Erklärung ist, dass Menschen, die viele süße Getränke zu sich nehmen, auch gern viel und vor allem süß essen. Eine andere Erklärung wäre, dass es vor allem eine Frage des Geldes ist: Limonade ist oft billiger als gesunder Fruchtsaft. Und wer aufs Geld achten muss kann sich vielleicht nicht vollwertig ernähren. Den genauen Zusammenhang zwischen Softdrinkkonsum und metabolischem Syndrom wollen die Forscher nun in nachfolgenden Untersuchungen herausfinden.

Das Metabolische Syndrom – ein Mythos?
Viele Forscher sehen das Krankheitsbild "Metabolisches Syndrom" heutzutage kritisch. Ist das mit dem Metabolischen Syndrom verbundene Risiko tatsächlich höher als die Risiken von Bluthochdruck, Bauchumfang und Insulin-Resistenz zusammengenommen? Einer schwedischen Studie zufolge ist das Metabolische Syndrom nicht mehr als die Summe aller Einzelrisiken  (Sundström et al., 2006). In mehreren Übersichtsartikeln werden die Vor- und Nachteile des Begriffs "Metabolisches Syndrom" für die Praxis diskutiert. Nach Meinung von M. Castro Cabezas und J.W.F. Elte (Cabezas & Elte, in press) hat das Metabolische Syndrom allein schon aus didaktischen Gründen nach wie vor seine Berechtigung.

NAR-Seminar "Metabolisches Syndrom"

Mittwoch, 22. April 2009
17-19 Uhr, Neue Universität, Neue Aula, Heidelberg

In einem öffentlichen "Seminar" des Netzwerks AlternsfoRschung (NAR) der Universität Heidelberg kann man sich am 22. April 2009 von 17 bis 19 Uhr in der Aula der Neuen Universität (Universitätsplatz) näher über das Thema "Metabolisches Syndrom" informieren. Als Referenten sprechen Dr. Stephan Herzig (Molekulare Stoffwechselkontrolle, DKFZ Heidelberg), Prof. Dr. Peter Nawroth (Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Heidelberg) und Prof. Dr. Rolf Verres (Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg).
Folgende Fragestellungen werden u.a. behandelt: Wie kommt es eigentlich, dass so viele Menschen die genetische Veranlagung für das Metabolische Syndrom haben? Welche genetischen Voraussetzungen begünstigen die Entstehung dieses Krankheitsbildes? Oder auch: War die Fähigkeit, viel Nahrung aufzunehmen und speichern zu können, irgendwann einmal in der evolutionären Entwicklungsgeschichte des Menschen von Nutzen? Moderiert wird die Veranstaltung von dem Heidelberger Molekularbiologen und Alzheimerforscher Prof. Dr. Konrad Beyreuther.

Dr. Stephan Herzig
Molekulare Stoffwechselkontrolle, DKFZ Heidelberg
Stephan Herzig

Symptomatik und Verlauf der Alzheimer-Demenz - Möglichkeiten der Vorbeugung und Früherkennung

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Dieser Vortrag wird neue Erkenntnisse zur Krankheitsentstehung des Metabolischen Syndroms diskutieren, die die Wechselwirkungen zwischen Ernährung, körperlicher Aktivität und genetischer Stoffwechselkontrolle umfassen. Dabei soll insbesondere die Frage beantwortet werden, auf welche Weise genetische Schaltstellen das Überangebot an Nahrung und die zunehmende Bewegungsarmut in unserer Gesellschaft in Stoffwechseldefekte des Metabolischen Syndroms übersetzen und dabei gleichzeitig neue molekulare Therapieansätze für die Behandlung dieser Erkrankung ermöglichen.

Prof. Dr. Peter Nawroth
Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Heidelberg
Peter Nawroth

Metabolisches Syndrom - warum und was tun?

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Das metabolische Syndrom bezeichnet das gleichzeitige Auftreten mehrerer Krankheiten, wie z.B. Übergewicht, Bluthochdruck, Störungen des Fettstoffwechsels und Störungen des Zuckerstoffwechsels. Das Metabolische Syndrom nimmt zum einen in einer mehr sitzenden, als sich bewegenden Industriegesellschaft zu, zum anderen aber auch in einer Wohlstandsgesellschaft, die immer älter wird. Noch vor wenigen Jahren herrschte die Vorstellung, dass es eine gemeinsame Ursache für alle Komponenten des Metabolischen Syndroms gäbe, wobei man sich vor allem auf das schlechte Ansprechen des Körpers auf Insulin und das Übergewicht konzentrierte. Neuere Forschungen zeigen hingegen, dass jede dieser einzelnen Komponenten des Metabolischen Syndroms separat gesehen werden sollte, auch separat therapiert wird, wodurch eine sehr viel individuellere Medizin möglich wird als nur der vereinfachende Ruf nach Gewichtsabnahme.

Prof. Dr. Rolf Verres
Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg
Rolf Verres

Lebenskunst beim Älterwerden

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Auch beim abschiedlichen Leben kann man immer wieder neu in die Welt hineinkommen. Ein zentrales Lebensthema für alle Menschen besteht darin, aus Erfahrungswelten hinauszugehen und in neue Welten hineinzukommen, die ungewiss sind. Wann ist der Mensch in der Welt angekommen und wann beginnt er, aus der Welt hinauszugehen?
Der Beruf kann eine Quelle von Lebenssinn sein, er kann aber auch ein Geschäft bedeuten, das den Menschen davon abhält, Lebenssinn zu finden, vor allem dann, wenn der Beruf einseitige Festlegungen bedeutet hat. Die Welt bietet dem einzelnen Menschen vielfältige Rollenangebote, die Selbstverwirklichung ermöglichen. Daneben haben viele Menschen eine Sehnsucht nach etwas Anderem. Viktor von Weizsäcker sprach vom "ungelebten Leben". Die Hingabe zum Beruf ist die eine Sache, die Selbstliebe ist damit nicht unbedingt identisch. Wenn Menschen also von den Anforderungen ihres Berufes zunehmend frei werden, kann sich die Frage stellen, ob es noch unerfüllte Sehnsüchte gibt, die etwas mit Selbstverwirklichung zu tun haben könnten.
Das Stirb und Werde ist ein lebenslanges Thema. In der Befreiung von den Anforderungen des bisherigen Berufs ergibt sich die Möglichkeit, neue Faszinationen zu entdecken. Man kann das Älterwerden als ein langsames Aus der Welt gehen betrachten, aber auch als eine Möglichkeit, sich das, was bisher gefehlt hat, bewusst zu machen und zu vervollkommnen. Die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit kann eine spirituelle Kraft mit sich bringen. Der Weg nach innen kann eine Wirklichkeitserfahrung bedeuten, die Erinnern, Vergessen und Loslassen bedeutet. Aus dem Loslassen ergeben sich neue Möglichkeiten der Freiheit.

Neue Videodateien
Als Zusatzservice bietet das NAR Vorträge von Veranstaltungen als Videofile an. Aktuell können Sie zum letzten NAR-Seminar mit dem Thema "Demenz" vom 19. Februar 2009 drei Videofiles-Vorträge ansehen.
Dort finden Sie auch alle weiteren Videodateien von NAR-Veranstaltungen. Neuerdings werden diese auch auf dem Mediaserver der Universität Heidelberg angeboten.
Gero-Videothek

Seit über 10 Jahren führt das Netzwerk AlternsfoRschung (ehemals DZFA) eine Videothek zu gerontologischen Themen. Derzeit sind knapp 300 Videos und DVD gelistet mit etwa 600 Titeln. Eine umfangreiche Verschlagwortung soll helfen, themenspezifische Beiträge zu finden: Von A wie "Aktivitäten im Alter", "Altersbild" über "Demenz", "SWR: Das 3. Leben", "Partnerschaft/Sexualität", "Sterben/Tod", "Wohnen" bis zu Z wie "Zukunft Alter". Die Spielfilme, Dokus, Reportagen, Diskussionen und Kurzfilme können zu wissenschaftlichen Zwecken ausgeliehen werden. Weitere Informationen erhalten Sie über das Netzwerk (Kontaktperson: Michael Doh)

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