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Netzwerk AlternsfoRschung
Network Aging Research
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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Partner

 

Netzwerk AlternsfoRschung
Das Netzwerk AlternsfoRschung (NAR) untersucht interdisziplinär die verschiedenen Aspekte
des Alterns und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über neueste Ergebnisse aus der Alternsforschung zu informieren. Dies geschieht zum einen über das öffentliche NAR-Seminar, in dem Wissenschaftler ihr Forschungsgebiet allgemein verständlich darstellen, zum anderen durch diesen Newsletter.

 
   

NAR-Newsletter 2008 / 06

 

Übersicht

Das NAR-Kolleg
Alternsforschung ist eine anwendungsbezogene interdisziplinäre Wissenschaft, deren Erkenntnisse nicht nur in vielen verschiedenen Berufen benötigt werden, sondern auch jedem Bürger zugänglich gemacht werden sollte. Interdisziplinarität in der für die Alternsforschung notwendigen Breite und Tiefe erfordert neue Wege des Wissenstransfers, die eine Verbindung zwischen den Fächern, aber auch zwischen Theorie und Praxis sicherstellt. Um die notwendige Verbindung von "disziplinärer Tiefe" mit "interdisziplinärer Breite" zu erreichen, wurde das NAR-Kolleg zu Heidelberg gegründet.

NAR-Kolleg des Netzwerks AlternsfoRschung startete im Juli 2008 mit fünf Kollegiaten

Die fünf ausgewählten Stipendiaten vertreten ein fachliches Spektrum, das von Biologie, Psychologie, Anthropologie bis zur Musikwissenschaft reicht. Für ihre Forschung und den Transfer der Ergebnisse in die Öffentlichkeit erhalten sie zunächst ein Stipendium für ein Jahr und die Möglichkeit, die Infrastruktur des Netzwerks AlternsfoRschung (NAR) für ihre Forschung zu nutzen. Ermöglicht wird das NAR-Kolleg durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung gGmbH, die dem Kolleg zunächst für drei Jahre eine Summe von 525.000 Euro zur Verfügung gestellt hat.

 

Dipl. Psychologin Elke Ahlsdorf

 
Elke Ahlsdorf

Vergleich von Alterungsprozessen bei Mensch und Fliege: Schwerpunkt Lernen und Gedächtnis

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Alterungsprozesse sind ein unser Leben bestimmendes Thema. Ein Aspekt, der dabei für das persönliche Leben und die Identität von besonderer Bedeutung ist, stellt unser Gedächtnis dar. Alterungsprozesse betreffen unseren Körper und selbstverständlich auch unser Gehirn. So ist "Demenz" wegen der damit verbundenen Auswirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft ein oftmals mit Ängsten verbundener Begriff. Welche Überschneidungsbereiche gibt es hierbei zwischen den Disziplinen Psychologie und Biologie? Inwiefern haben Tiermodelle, die in der biologischen Forschung verwendet werden (z.B. die Fliege als Modell zur Untersuchung von allgemeinen Alterungsprozessen), Gültigkeit für die medizinisch und psychosozial einschneidenden Demenzerkrankungen beim Menschen?

Im Rahmen des NAR-Kollegs werden die Psychologin Elke Ahlsdorf und die Biologin Annely Brandt speziell Forschungsfragen zur Demenzentstehung nachgehen. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf einfach im Alltag anwendbaren Präventions- und Frühinterventionsmöglichkeiten bei der leichten kognitiven Beeinträchtigung, die als Hochrisikofaktor für eine Demenzentwicklung gilt.

 
 
Ein intaktes Gedächtnis ist eine wichtige Voraussetzung für Lebenszufriedenheit auch im hohen Alter. Dabei ist ein gutes Gedächtnis nicht nur für den Erhalt der Alltagsfähigkeiten wichtig sondern auch für die Aufrechterhaltung von Identität durch persönliche, d. h. autobiographische, Erinnerungen. Eine Verbesserung der autobiographischen Erinnerung ist vielleicht auch mit Hilfe musiktherapeutischer Arbeit möglich. Eine finnische Studie konnte beispielsweise bei Schlaganfallpatienten eine Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit durch den Einsatz von Musik zeigen. Der Nutzen musiktherapeutischer Arbeit für die autobiographische Erinnerung wird einen weiteren Forschungsbereich von Elke Ahlsdorf in der Kollegarbeit darstellen.
 
 
   
Dr. rer. nat. Annely Brandt
 
Annely Brandt

Beschleunigte Alterung durch faltige Zellkerne

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Junge Menschen haben nicht nur eine glatte Haut, sondern auch glatte, runde Zellkerne. Mit dem Alter verändert sich die Kernform: Die Zellkernhülle wird schrumpelig und bekommt Falten.
 
 

Spielt die Kernform eine ursächliche Rolle bei der Alterung? Einen Hinweis darauf bietet eine sehr seltene genetische Krankheit, die bei Kindern zur frühzeitigen Vergreisung führt. Die von dem frühzeitigen Alterungssyndrom HGPS betroffenen Kinder leiden an Osteoporose oder Bluthochdruck und sterben meist noch vor der Pubertät an Herzinfarkt oder ähnlichen typischen Alterskrankheiten. Erstaunlicherweise sind die Zellkerne dieser kleinen Patienten nicht rund und glatt wie die ihrer gesunden Altersgenosse, sondern so faltig und wie bei einem 90jährigen Menschen.
Die Ursache des HGPS ist eine Mutation im Progerin-Gen. Dies führt zu einer Anhäufung von gravierenden Alterungsschäden in der Zelle wie z.B. gestörte Chromosomenorganisation und vermehrte DNA-Schäden. Tom Misteli und Paola Scaffidi vom National Cancer Institute in Bethesda/Maryland zeigen jetzt, wie die veränderte Kernhülle mit dem Auftreten der Alterungssymptome zusammen hängen könnte. Sie fanden, dass das krankhafte Progerin die Stammzell-Differenzierung stört und dadurch die Gewebeerneuerung behindert.

 
 
An diesem Thema forschte die  Biologie Annely Brandt, bevor sie ins NAR-Kolleg aufgenommen wurde. Nun wird sie sich gemeinsam mit Elke Ahlsdorf dem Vergleich von Alterungsprozessen bei Mensch und Fliege mit dem Schwerpunkt Lernen und Gedächtnis widmen.
 
   
Dr. phil. Eva-Marie Kessler
 
Eva-Marie Kessler

Suizid im Alter

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Die Zahlen sind erschreckend hoch: Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland zwischen 11 000 und 13 000 Menschen das Leben. 40 Prozent sind davon 60 Jahre und älter. Schmitke und Mitarbeiter (2008) geben hierzu einen aktuellen Stand über epidemiologische Daten zu Suizid in Deutschland.

 
 

Suizidgedanken sind oftmals Vorboten eines tatsächlichen Suizidversuches. Schwere depressive Erkrankungen und mangelnde soziale Unterstützung erhöhen das Risiko, dass Suizidgedanken entstehen. Einen umfassenden Überblick über Risikofaktoren sowie Präventions- und Interventionsmassnahmen gibt der Artikel von Catell (2000).

 
Dennoch wissen wir über die Ursachen für die hohe Suizidrate im Alter bislang nur sehr wenig. Die hohe Komplexität des Themas macht eine interdisziplinäre Betrachtungsweise erforderlich, welche die psychologischen, medizinischen, ökonomischen und ethischen Dimensionen suizidalen Verhaltens im Alter beleuchtet und integriert. Im NAR-Kolleg widmet sich Eva-Marie Kessler diesem Thema, da sich ihr hier die Gelegenheit bietet, gemeinsam mit international renommierten Alternsforschern zu diskutieren und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
 
   
Dr. phil. Alexander Pashos
 
Alexander Pashos

Die Bedeutung der Großelternschaft aus evolutionärer und sozialer Perspektive

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Die Großmutter mütterlicherseits ist uns meist die liebste unter den vier Großeltern, der Großvater väterlicherseits hingegen kümmert sich vergleichsweise selten um die Enkel, wissen Soziologen schon seit den 1970er Jahren. Doch was ist die Ursache für die unterschiedliche Großelternfürsorge, die geringe Vaterschaftssicherheit der Großväter wie viele Evolutionsbiologen vermuten?

 
 

In einer aktuell veröffentlichten Studie fand NAR-Kollegiat Alexander Pashos in Zusammenarbeit mit amerikanischen Kollegen, dass die engen weiblichen Familienbindungen einen erheblichen Anteil an der asymmetrischen Großelternfürsorge haben. Die Beziehung zwischen Eltern und Großeltern beeinflussten nicht nur die Großeltern-Enkel-Beziehung,  sondern erklärten auch zu einem großen Teil die Unterschiede in der Großelternfürsorge. Starke weibliche Familiennetzwerke zeigen sich auch bei vielen Naturvölkern und sind in der Menschheitsgeschichte ein wichtiger Bestandteil in der Evolution von Großelternschaft.

 
 
Am Netzwerk AlternsfoRschung untersucht der Evolutionäre Anthropologe derzeit die gesellschaftliche Bedeutung von Großelternschaft. In der Diskussion um Chancen und Risiken einer alternden Gesellschaft stellt sich die Frage nach dem gesellschaftlichen Potential von älteren Menschen, sowohl im Hinblick auf die Enkelfürsorge als auch auf ihr bürgerschaftliches Engagement. Dies kann einen wichtigen Beitrag leisten, die gesellschaftliche Funktion und Bedeutung von älteren Menschen, insbesondere von Frauen in ihrer postreproduktiven zweiten Lebenshälfte, besser zu verstehen und wertzuschätzen.
 
   
Astrid Söthe-Röck, M.A.
 
Astrid Söthe-Röck

Musiktherapie bei Alzheimerdemenz

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Im Alter kann Musik nicht nur zur persönlichen und individuellen Bereicherung und Sinnstiftung beitragen, sondern auch geistig anregen und herausfordern. Musikalische Aktivität im Alter ist ein vielschichtiger und wechselseitig beeinflussender Prozess.
Bei Eintreten oder Fortschreiten einer Alzheimerdemenz gewinnt die Musik an zusätzlicher Bedeutung: Musikalische Interventionen oder Formen der Musiktherapie können zur Reduzierung von Begleitsymptomen beitragen (z.B. von Aggressivität und Angst).
Astrid Söthe-Röck beschäftigt sich im Rahmen des NAR-Kollegs mit dem Themenkomplex Musik und Musiktherapie im gesunden Alter und mit Alzheimerdemenz.

Der Frage, warum es überhaupt Musik gibt und welchen Nutzen wir Menschen von musikalischen Aktivitäten haben, zeigt der Atikel von Gembris (2005) auf:

 
 

Neueste Erkenntnisse zum Einsatz von Musik bei Schlaganfallpatienten bietet eine deutsche Studie:

 
 
 
Termine
 
Mittwoch 08. Oktober 2008
09-17 Uhr, SAP AG, Building Rot 03, Raiffeisenring 37, St. Leon-Rot
VIII. Heidelberger Symposium zur interdisziplinären Arbeit in der Sozialpsychiatrie - Thema: Gedächtnis
Mit der achten Veranstaltung wird erneut der fachliche Austausch zwischen den Berufsgruppen wie Ärzten, Psychologen, Arbeits- und Beschäftigungstherapeuten, Sozialarbeitern/Sozialpädagogen und anderen im Gesundheitswesen Tätigen gefördert. In diesem Jahr wird das Thema "Gedächtnis" den Ablauf des Symposiums bestimmen. International ausgewiesene Referenten werden wichtige Aspekte der Gedächtnisleistungen und ihrer Störungen diskutieren; am Vormittag wird das von der Dietmar-Hopp-Stiftung geförderte gemeinsame Forschungsprojekt mit ersten Ergebnissen vorgestellt.
Donnerstag, 16. Oktober 2008
17-19 Uhr, Neue Universität, Hörsaal 10, Universitätsplatz, Heidelberg

NAR Seminar

  • Heilen im alten Orient (Prof. Dr. Stefan Maul, Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients - Assyriologie, Universität Heidelberg)
  • Gehirnmechanismen menschlichen Sozialverhaltens (Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim)
  • Kreativität im Alter am Beispiel Goethes (Prof. Dr. Rainer Holm-Hadulla, Psychotherapeutische Beratungsservice des Studentenwerks, Universität Heidelberg)
  • NAR Seminar
  • Flyer zum NAR Seminar (pdf)
20.-21. Oktober und 12.-13. November 2008
Ganztägig, Abteilung für Psychologische Alternsforschung des Psychologischen Instituts der Universität Heidelberg, Bergheimer Str. 20, Raum 120
Erster "Housing Enabler" Trainingskurs in Deutschland

Im Oktober 2008 beginnt der erste Trainingskurs des "Housing Enabler" Instrumentes in Deutschland. Bislang hat nur das an der Universität Lund entwickelte und in den letzten Jahren auch im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts "ENABLE-AGE" erprobte Verfahren "Housing Enabler (HE)" die notwendige psychometrische Qualität und die inhaltliche Bandbreite (Messung von Funktionseinbußen der Person, von Umweltbarrieren und Berechnung des individuellen Ausmaßes an Zugänglichkeitsproblemen), um anwendungsorientiert tragfähige Aussagen zur Passung einer konkreten Wohnumwelt für eine konkrete ältere Person zu treffen. Der Kurs richtet sich an Professionelle, für die eine methodisch saubere Messung von Person-Umwelt Wechselwirkungen, insbesondere im höheren Alter, wichtig ist.

 
 

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