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Netzwerk AlternsfoRschung
Network Aging Research
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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Partner

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Netzwerk AlternsfoRschung
Das Netzwerk AlternsfoRschung (NAR) untersucht interdisziplinär die verschiedenen Aspekte des Alterns und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über neueste Ergebnisse aus der Alternsforschung zu informieren. Dies geschieht über öffentliche NAR-Seminare, in denen Wissenschaftler ihr Forschungsgebiet allgemein verständlich darstellen, und über diverse Veranstaltungen wie Filmvorführungen, Tag der Offenen Tür usw. sowie über den Newsletter.

NAR-Newsletter 2015 / 02

Übersicht

NAR-Seminar: Menschen mit Demenz im Krankenhaus

Do, 18. Juni 2015, 17 - 19 Uhr
Neue Universität, Hörsaal 13, Grabengasse 3, 69117 Heidelberg

Öffentliche Veranstaltung des Netzwerks AlternsfoRschung (NAR)

Etwa jeder fünfte Patient in Allgemeinkrankenhäusern ist neben der akuten Erkrankung von einer Demenz betroffen – Tendenz steigend. Bislang gelingt es den meisten Kliniken nicht, diese Patientengruppe angemessen zu versorgen. Die Folgen sind häufig gravierend: Betroffene Menschen geraten während des Krankenhausaufenthaltes in schwere Stresssituationen, es kommt zu einer Verschlimmerung der kognitiven Symptome und zu herausforderndem Verhalten. Welche Herausforderung ergibt sich dadurch für die Klinik und ihre Mitarbeiter? Wie gehen die Ärzte damit um? Was sollte ich als Angehöriger wissen? Diese Fragen beantworten Wissenschaftler und Fachleute. Die zweistündige Veranstaltung "Menschen mit Demenz um Akutkrankenhaus" im Hörsaal 13 der Neuen Universität beginnt um 17.00 Uhr. Der Eintritt ist frei, nach den Vorträgen sind Fragen an die Fachleute möglich.

Mehr als die Hälfte der Patienten in Allgemeinkrankenhäusern ist älter als 60 Jahre, etwa 12% sind von einer Demenzerkrankung betroffen – Tendenz steigend. Wenn Demenzkranke wegen eines Sturzes oder einer Herzerkrankung in ein Krankenhaus aufgenommen werden, ist "Demenz" meist nur eine "Nebendiagnose". Vielfach werden Demenzerkrankungen erst während des Klinikaufenthaltes bemerkt, manchmal gar nicht. Dr. Marion Bär, Kompetenzzentrum Alter, Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg, berichtet in ihrem Vortag, vor welche Herausforderungen die Mitarbeitenden gestellt sind und welche Wege Kliniken gehen können, um den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz besser gerecht zu werden. Prof. Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Charité – Universitätsmedizin Berlin, erläutert die Situation aus Sicht der Ärzte. Sabine Schulz, Alzheimer Gesellschaft Mannheim-Selbsthilfe Demenz e.V, gibt Tipps, was Angehörige im Fall eines Krankenhausaufenthaltes tun können, um den Aufenthalt für Menschen mit Demenz erträglicher zu gestalten, und gibt Ratschläge, wie Angehörige diesen Aufenthalt vorbereiten können.

Im Netzwerk AlternsfoRschung, dem sieben Einrichtungen in Heidelberg und Mannheim angehören, beschäftigen sich Geistes‐ und Naturwissenschaftler sowie Mediziner und Ökonomen interdisziplinär mit den verschiedenen Aspekten des Alterns.

Informationen zum aktuellen Seminar und weiteren Veranstaltungen des NAR können im Internet unter www.nar.uni-heidelberg.de/veranstaltungen/seminar/ abgerufen werden.

Dr. Marion Bär
Kompetenzzentrum Alter, Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg
Dr. Marion Bär

Wo ist der Patient? Menschen mit Demenz – eine Herausforderung für die Klinik und ihre Mitarbeiter

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Etwa jeder fünfte Patient in Allgemeinkrankenhäusern ist neben der akuten Erkrankung von einer Demenz betroffen – Tendenz steigend. Bislang gelingt es den meisten Kliniken nicht, diese Patientengruppe angemessen zu versorgen. Die Folgen sind häufig gravierend: Betroffene Menschen geraten während des Krankenhausaufenthaltes in schwere Stresssituationen, es kommt zu einer Verschlimmerung der kognitiven Symptome und zu herausforderndem Verhalten. Experten des Dt. Instituts für Pflegeforschung (dip) gehen davon aus, dass Krankenhauspatienten mit Demenz pro Jahr ca. 2,6 Millionen sedierende Medikamente erhalten und ca. 500.000 meist unnötige Fixierungen erleiden. Im Fokus des Vortrags: Was die Besonderheit der Klinikversorgung von Menschen mit Demenz ausmacht; vor welche Herausforderungen die Mitarbeitenden gestellt sind und welche Wege Kliniken gehen können, um den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz besser gerecht zu werden.

Prof. Dr. Elisabeth Steinhagen-Thiessen
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Evangelisches Geriatriezentrum Berlin gGmbH
Prof. Dr. 	Steinhagen-Thiessen

Menschen mit Demenz im Krankenhaus die ärztliche Sicht

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Zwischen 21% und 40% aller älteren Menschen über 70 Jahre, die über eine Notaufnahme in ein Krankenhaus eingewiesen werden, haben relevante kognitive Einbußen. Ältere Menschen mit einer Demenz werden dreimal häufiger in ein Akutkrankenhaus eingewiesen als gleichaltrige Ältere. Von diesen Einweisungen werden die meisten als vermeidbar von Fachleuten eingeschätzt. D.h. Krankenhauseinweisungen von dementen Patienten sind häufig vermeidbar. Aus vielen Untersuchungen geht als Ergebnis hervor, dass eine Hospitalisierung älterer Menschen einen "kognitiven Einbruch" zur Folge hat. Nicht nur eine Krankenhauseinweisung, auch die Krankenhausumgebung, die Notaufnahme, die Intensivstation, eine Operation usw. – all diese für den Dementen fremden Umgebungen und Maßnahmen triggern oft ein Delir, einen Zustand eines älteren Patienten, welcher vermutlich durch neuroinflammatorische Prozesse ausgelöst wird. Ein Delir wiederum prädisponiert zu kognitiven Einbußen, die oft lang anhaltend und nicht reversibel sind.

Schätzungen sagen uns, dass im Jahr 2020 ca 20% der älteren Patienten im Krankenhaus an einer manifesten Demenz leiden. Die Demenz ist, wie auch heute schon bei den älteren Krankenhauspatienten, nicht die Hauptdiagnose bei der Einweisung. Die häufigsten Hauptdiagnosen sind Herzkreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, die zweite große Gruppe der Hauptdiagnosen stellen die Erkrankungen des Bewegungsapparates wie z.B. Frakturen als Folge von Stürzen dar. Dabei wird durch die Nebendiagnose Demenz bei diesen Patienten die Prognose signifikant verschlechtert. Die Gründe für diese Entwicklung sind der "Demografische Wandel", die Zunahme der Demenz im Komorbiditätsspektrum der älteren Menschen und die "Traumen", die ältere Patienten z.B. auf einer Intensivstation oder bei einer Operation erleiden.

Das Krankenhaus ist auf die Versorgung älterer Menschen mit Demenz im klinischen Alltag immer noch nicht eingestellt. Der Demenzkranke, der mit einer Akut-Erkrankung eingewiesen wird, reagiert in der Regel mit Angst, Unruhe, Aggressionen, bis zu Wutausbrüchen. Er versteht die mit ihm veranstaltete Diagnostik nicht, die Hektik und Unruhe in einer Notaufnahme löst bei ihm Angst aus. Bei unangenehmen Untersuchungen reagiert der demente Patient oft mit Aggressionen und einer Verweigerungshaltung. Das Personal, welches meist nicht zum Umgang mit Dementen geschult ist, reagiert unfreundlich und ungeduldig. Die Verwirrung und Überforderung ist auf beiden Seiten komplett. Deshalb sind frühzeitige Diagnostikverfahren, Screeninguntersuchungen in Notaufnahmestationen, Vermeidung von Krankenhauseinweisungen bei dementen Personen, Etablierung von "geschützten Bereichen" für Demente im Akutkrankenhaus sowie Schulung des gesamten Personals zum Umgang mit Patienten mit kognitiven Einbußen dringend erforderlich.

Sabine Schulz
Alzheimer Gesellschaft Mannheim-Selbsthilfe Demenz e.V.
Sabine Schulz
Krankenhaus und Demenz - Was ich als Angehöriger wissen muss

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Patienten mit einer Demenz fällt es schwer, sich in der Umgebung eines Akutkrankenhauses einzufinden. Die fremde Umgebung, viele unbekannte Menschen, Unruhe und Hektik um sie herum verunsichern sie und machen ihnen zusätzlich Angst. Sie verlieren den Boden unter den Füßen. Je länger ein Krankenhausaufenthalt dauert, umso mehr verändert sich ihre Verhaltensweise. Es kann zu einer Verschlimmerung der Symptomatik bei einer bestehenden Demenz kommen. Nicht immer lässt sich ein Krankenhausaufenthalt dementer Patienten vermeiden. Damit der Aufenthalt nicht zu einem Desaster führt, müssen sich auch begleitende Angehörige dieser besonderen Herausforderung stellen.

Interview mit Sabine Schulz
Alzheimer Gesellschaft Mannheim-Selbsthilfe Demenz e.V.

Wie wichtig ist die Rolle der Angehörigen von Menschen mit Demenz beim Krankenhausaufenthalt?

Extrem wichtig. Denn die Krankenhäuser können die Begleitung dieser Patienten in dieser Weise, wie wir es uns wünschen, nicht leisten. Der kranke demente Mensch fühlt sich sofort allein gelassen in der ihm völlig fremden Umgebung, unter vielen fremden Menschen, in der Kälte, die ihn plötzlich umgibt. Und deshalb ist es ganz wichtig, dass Angehörige so viel Zeit wie möglich mitbringen, beim Füttern oder beim Spazierengehen helfen, um den körperlichen Status zu erhalten, den der Patient hatte, bevor er in das Krankenhaus kam. Auch können Angehörige nach durchgeführten Operationen den Patienten helfen, wieder auf die Beine zu kommen, wohl wissend, dass der Stand der Demenz sich inzwischen verändert haben kann. Es darf also niemals außer Acht gelassen werden, dass der Angehörige ganz viele Dinge übernehmen muss, die das Krankenhaus nicht leisten kann.

Was kann ich als Angehöriger tun, um einen Krankenhausaufenthalt vorzubereiten? weiter

Aktuelles aus dem NAR

24.04.2015

Demografischer Wandel: Förderung für biomedizinische Alternsforschung trägt Früchte

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg, 17.04.2015: „Der demografische Wandel ist Alltag. Demenz und andere alternsbedingte Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Die Grundlagenforschung in diesem Bereich bringt uns erste Erkenntnisse, wie wir durch unsere Lebensführung solchen Krankheiten vorbeugen können“, sagt Forschungsministerin Theresia Bauer Minipfeil Rot weiter

01.04.2015

Trauer um Klaus Tschira

Das NAR, die Kollegiaten und Tutoren des von der Klaus Tschira Stiftung geförderten NAR Kollegs trauern um ihren Gönner und Stifter Klaus Tschira, der am 31. März 2015 im Alter von 74 Jahren zu unserem großen Bedauern überraschend verstorben ist. Klaus Tschira ermöglichte als engagierter Förderer von Nachwuchswissenschaftlern im NAR Kolleg vielen jungen Wissenschaftlern einen ersten Zugang zur aktuellen Alternsforschung.

 

04.03.2015

Tagungsbericht: Dialogsymposium - Psychotherapie im Pflegeheim

Psychotherapie kommt in Alten- und Pflegeheimen trotz einer hohen Auftretensrate von Depression und Angststörungen praktisch nicht vor. Am 23. Januar 2015 trafen sich zum ersten Mal in Deutschland 60 eingeladene TeilnehmerInnen zu einem Dialogsymposium, um über Möglichkeiten und Grenzen psychotherapeutischer Behandlung im Pflegekontext zu diskutieren. Gleichzeitig fungierte das Dialog-Symposium als Abschlussveranstaltung des durch die Universität Heidelberg initiierten Pilotprojektes „Psychotherapie der Depression im Seniorenheim (PSIS)“. Die durch die Robert Bosch Stiftung geförderte Tagung fand in den Räumen und mit Unterstützung der Psychotherapeutenkammer Berlin statt und wurde organisiert von der Nachwuchsgruppenleiterin PD Dr. Eva-Marie Kessler vom Netzwerk Alternsforschung der Universität Heidelberg. Minipfeil Rot  weiter

Neue Videovorträge (Videostream, Vortragsfolien)

NAR-Seminar "Schlaganfall - Parkinson - Demenz" (12. Februar 2015)

  • Risiken des Schlaganfalls und seiner Folgen – Welche Konsequenzen ergeben sich aus heutiger Kenntnis? - Prof. Dr. Michael G. Hennerici, Neurologische Universitätsmedizin Mannheim [Video], [Folien]

  • Der Demenz davonlaufen – Prävention, Therapie und Rehabilitation bei Alzheimer Krankheit - Prof. Dr. Konrad Beyreuther, NAR, Universität Heidelberg [Video], [Folien]

Termine

Do, 22. Oktober 2015, 18 - 20 Uhr
Neue Universität, Hörsaal 13, Grabengasse 3, 69117 Heidelberg

NAR-Seminar: Parkinson und Multiple Sklerose: Diagnose, Therapie und Neurorehabilitation

  • Parkinson – Verstehen und Nutzen der Möglichkeiten unseres Gehirns – Prof. Dr. Daniela Berg Zentrum für Neurologie, Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, Abteilung Neurodegenerative Erkrankungen, Tübingen

  • Multimodale Therapiestrategien zur Behandlung der Multiplen Sklerose - Prof. Dr. Jürgen Koehler, MA Behandlungszentrum Kempfenhausen für Multiple Sklerose Kranke gGmbH, Berg

  • Neurorehabilitation bei Parkinson und MS - Sabine Lamprecht, MSc. Neurorehabilitation Kliniken Schmieder (Stiftung & Co.) KG, Allensbach

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